Manfred Albersmann

Die Stadtsparkasse Nettetal bis zur Fusion mit der Sparkasse Krefeld
im Jahre 1997

Das Jahr 1990 wird sicherlich in die Annalen der Sparkasse Nettetal eingehen. Der endgültige Durchbruch zur Lösung der bereits im Vorkapitel beschriebenen "Gemengelage" zeichnete sich in Nettetal seit Mai 1988 ab. Ein "Zweckverband im Zweckverband" - auf den ersten Blick muss die für Nettetal gefundene Lösung der "Gemengelage" verblüffen. In der Tat ist diese Konstruktion in der deutschen Sparkassenorganisation einmalig und erst nach langwieriger Prüfung vom Ministerium in Düsseldorf im November 1989 genehmigt worden. Auf der Suche nach einem tragfähigen Kompromiss ließen sich die Verhandlungspartner auf beiden Seiten von der Überzeugung leiten, dass eine freiwillige Vereinbarung sinnvoller sei, als ein Richterspruch. Als die Lösung sich nach vertrauensvollen Gesprächen abzeichnete, kommentierte Nettetals Bürgermeister Karl Reulen als Verwaltungsratsvorsitzender der Stadtsparkasse Nettetal zutreffend: "Keiner verliert bei diesem Kompromiss sein Gesicht". Letztlich war die Kooperationsbereitschaft auf beiden Seiten sehr groß. Die bereits im Laufe 1988 erarbeitete und am 22. Dezember 1989 unterzeichnete Vereinbarung zwischen der Stadt Nettetal und dem Sparkassenzweckverband Stadt Krefeld / Kreis Viersen regelte die Modalitäten, so auch die Sitzverteilung in den neu zu bildenden Mitbestimmungsgremien der "neuen" Stadtsparkasse Nettetal. Danach wurden Verbandsversammlung, Verwaltungsrat und Kreditausschuss zu zwei Dritteln mit Vertretern aus Nettetal und zu einem Drittel mit Vertretern, die der Zweckverband der Sparkasse Krefeld bestimmen konnte. Ausschlaggebend hierfür waren die Anteile der Einlagen, die die Stadtsparkasse Nettetal und die Filialdirektion Nettetal der Sparkasse Krefeld im Verhältnis von etwa 2:1 eingebracht hatten.

Darüber hinaus wurde geregelt, dass die neue Zweckverbandssparkasse alle Mitarbeiter übernimmt, die auch weiterhin bei der Sparkasse Nettetal in Nettetal arbeiten wollten. Bis auf ganz wenige Mitarbeiter verblieben somit bei der Sparkasse Nettetal. Die Sparkasse Krefeld sicherte zu, die bei der GWG Viersen in Auftrag gegebenen Neubauten ihrer Geschäftsstellen in Schaag und Hinsbeck an die neue Sparkasse Nettetal zu übergeben.

Bei der konstituierenden Sitzung des Sparkassenzweckverbandes Nettetal am 17. Januar 1990 wurden gewählt: Nettetals Bürgermeister Karl Reulen als Vorsitzender der Verbandsversammlung (Stellvertreter: Erwin Stahl MdB) und der damals amtierende Nettetaler Stadtdirektor Christian Weisbrich als Verbandsvorsteher (Stellvertreter: Oberkreisdirektor Dr. Hans-Christian Vollert)

Durch die Zusammenlegung der Sparkassengeschäftsstellen am 1. Juni 1990 wurde ein Schlussstrich unter die kommunale Neugliederung gezogen. Die Sparkasse Nettetal mit einer Bilanzsumme von knapp 600 Mio DM und 147 Mitarbeitern ist für die Stadt Nettetal und den hiesigen Wirtschaftsstandort ein leistungsfähiger Partner, der mit einer breiten Palette von Dienstleistungen die Bedürfnisse der heimischen Bevölkerung, des gewerblichen Mittelstandes sowie der zahlreichen Industriebetriebe erfüllt. Die Sparkasse Nettetal ist Gesamtrechtsnachfolgerin der Stadtsparkasse Nettetal, deren sämtlich Aktiva und Passiva am 1.6.1990 nach den Werten der Jahresbilanz zum 31.12.1989 übernommen wurden. Die Sparkasse Krefeld hatte mit Ablauf des 1.6.1990 ihre fünf in Nettetal gelegenen Geschäftsstellen auf die Sparkasse Nettetal übertragen. Verwaltungsrat und Vorstand werden neu gewählt. Karl Eicken wird nicht mehr in den neuen Vorstand der Sparkasse gewählt. In einem aufwendigen Bewerbungsverfahren wird Willi Plum aus Heinsberg als Vorsitzender der neuen Sparkasse bestimmt. Das bisherige Vorstandsmitglied Werner Witten erhält einen neuen Arbeitsvertrag als Vorstandsmitglied. Neu in den Vorstand kommt Christian Mallordy, der von der Sparkasse Krefeld in den neuen Vorstand der Sparkasse Nettetal beordert wird. Willi Tempels wird zum Vorstandsvertreter gewählt. Auch die Arbeitnehmervertretung erhöht sich um eine Person, Karl Veuskens wird als Vertreter der Angestellten der Alt-Krefelder Geschäftsstellen in den Verwaltungsrat berufen.

Der neue Verwaltungsrat der Sparkasse Nettetal stellt sich wie folgt:

 

Vorsitzender:

stellvertr. Vorsitzende

Karl Reulen; Bürgermeister

1. Rudolf Hans Alsdorf

 

2. Renate Dyck

Mitglieder gem.

 

§ 8 (2) b SpkG

Stellvertreter:

Rudolf Hans Alsdorf

Hans Kothen

Renate Dyck

Gerhard Güthoff

Konrad Achtert

Günter Werner

Dr. Eugen Gerritz, MdL

Hartmut Fabianke

Hartmut Gresko

Renate Reynders

Josef Hauertz

Kurt Heinrich

Walter Karnatz

Berto Lüthen

Dr. Franz Krudewig

Wolfgang Feld

Elvire Kückemanns

Rainer Heines

Hermann-Josef Müller

Heinz Contzen

Heinz Peeters

Heinrich Heymann

Wolfgang Petermeier

Arno Schenatzki

Manfred Meyer

Hans-Dieter Heimes

Lothar Schreven

Karin Grau

Mitglieder gem.

 

§ 8 (2) c SpkG (Mitarbeitervertreter)

Stellvertreter:

Manfred Albersmann

Christian Hartwig

Karl Veuskens

Walter Erens

Erich Weber

Alois Hackenbruch

Vorstand:

 

Willi Plum

Vorsitzender

Christian Malordy

 

Werner Witten

 

Willi Tempels

Stellvertreter


Einzelhandel, Handwerk und Industrie beurteilen die Entwicklung im Jahre 1990 mit "gut". Nettetal ist eine attraktive Einkaufsstadt geworden. Über 500 Einzelhandelsgeschäfte mit ca. 1.300 Beschäftigten konnten ca. 300 Mio DM umsetzen. Aus Untersuchungen ist bekannt, dass der Einzelhandelsumsatz in Nettetal aufgrund des breit gefächerten Warenangebotes in etwa der vorhandenen Kaufkraft der Nette-taler entspricht. Somit sind die örtlichen Einzelhändler für das Jahr 1990 "zufrieden". Trotz allem lassen sich unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen Ortsteilen feststellen. Auf den Teilmarkt Kaldenkirchen wirkt sich positiv die Grenznähe aus. Niederländische Kunden interessieren sich besonders für das Lebensmittel- und Modeangebot. In einigen Bereichen bestreiten sie bis zu einem Viertel des Umsatzes. Im großen und ganzen zufrieden ist auch der Einzelhandel in Lobberich, wenngleich sich hier bemerkbar macht, dass einige große Geschäfte an der Peripherie angesiedelt sind (Fa. Allkauf, Fa. Esch, Fa. Aldi) und somit die Kundenfrequenz im Ortskern abnimmt. Als notwendig wird erachtet, dass der Ortskern insgesamt noch attraktiver gestaltet wird.

Auf dem hiesigen Arbeitsmarkt bestehen drei Problembereiche, deren Auswirkungen sich noch nicht genau abschätzen lassen. Zum einen zeichnet sich die teilweise Einstellung der Produktion des größten Nettetaler Arbeitgebers (Fa. Girmes AG) ab; aber auch die Arbeitsplatzsituation im Speditionsgewerbe und bei der Zollverwaltung könnte sich als weiterer Belastungsfaktor erweisen, sollte der europäische Binnenmarkt sich endgültig etablieren.

In Lobberich wurde das neue Wohngebiet "Küßhütt" erschlossen und an Bauinteressenten veräußert. Bei der Sparkasse werden neue Vertriebswege eingeläutet. So werden Firmenkundenberater "installiert", denen Firmenkunden "zugeordnet" werden, um so eine umfassende Betreuung und Beratung individuell auf den Geschäftspartner zugeschnitten zu ermöglichen. Gleichermaßen werden Modelle bei der Betreuung "vermögender Privatkunden" diskutiert.

Dass nach einer Bauzeit von rund 21 Monaten in der neuen Hauptstelle in Lobberich die Arbeit aufgenommen werden konnte, ist bereits im letzten Kapitel beschrieben. Der preisgekrönte Entwurf der Viersener Architektengemeinschaft Gamig & Partner erfüllt alle funktionellen Voraussetzungen, die an ein modernes Sparkassengebäude gestellt werden. Ein Geldausgabeautomat und ein Kontoauszugdrucker stehen dem Kunden rund um die Uhr zur Verfügung. Drei Kassen und zwei automatische Kassentresore (AKT) sorgen auch während der üblichen Kassenstunden für einen zügigen und reibungslosen Kundenverkehr.

     
                     Das neue Sparkassengebäude kurz nach der Eröffnung

Für ihre verdienstvolle Tätigkeit im Verwaltungsrat der Sparkasse wurden die Herren Bürgermeister Karl Reulen, Hermann-Josef Müller und Heinz Peeters aus der Hand des Präsidenten des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes, Johannes Fröhlings, mit der Dr.-Johann-Christian-Eberle-Medaille ausgezeichnet. Dies ist die höchste Auszeichnung, die die Sparkassenorganisation zu vergeben hat.

Die Änderung der Zinsbesteuerung, neue Arten der Geldanlagemöglichkeiten, Grenzen des Sozialstaates, die eine private finanzielle Vorsorge erforderlich machen - diese Schlagworte geben deutliche Hinweise auf die Notwendigkeit der verstärkten Kundenberatung zum Thema Geldanlage. Der stetige Rückgang der Normalspareinlagen mit gesetzlicher Kündigung ist auch darauf zurückzuführen, dass Kunden mit niedrig verzinslichen Einlagen, Beträge umschichten. Es beginnt die Zeit der "inversen Zinsstruktur", d. h. die Zinssätze für kurz- und längerfristige Anlagen weichen nur unwesentlich voneinander ab. Dies führt zwangsläufig dazu, dass z. B. Termingeldeinlagen stärken wachsen. Die Kunden nutzen den Vorteil, hohe Zinserträge zu erzielen und gleichzeitig das Geld liquide anlegen zu können. Erstmals gibt die Sparkasse Inhaberschuldverschreibungen heraus.

Neben der Verbesserung der räumlichen Verhältnisse (Hauptstellenneubau, Neubau der Geschäftsstelle in Schaag, Neubau der Geschäftsstelle in Hinsbeck, die Planungen für die Umbaumaßnahmen der Geschäftsstellen Kehrstraße und Breyell) wird in 1991 erheblich investiert in die EDV-Ausstattung. PC-Beratungsprogramme und die Computer-Unterstützende-Sachbearbeitung (CUS) werden eingeführt.

Das Jahr 1992 bringt die prognostizierte Verschlechterung der allgemeinen Konjunkturlage. Die damit verbundenen Auswirkungen strahlen auch aus auf den Arbeitsmarkt in Nettetal. Die Arbeitslosenquote stieg zum Jahreswechsel von 6,3 % auf 8,2 % (1.860 Arbeitslose). Die Tatsache, dass der Anteil der über 50jährigen mehr als 40 % beträgt, stimmt dabei besonders bedenklich. Die zum Jahresende befürchtete zusätzliche Arbeitslosenwelle aus dem Bereich der "Grenzabfertiger", die nach Öffnung der europäischen Grenzen erwartet wurde, ist ausgeblieben, da die Speditionsbetriebe durch rechtzeitige Umstrukturierunsmaßnahmen Vorsorge getroffen haben.

Nach den Umzügen der Geschäftsstellen Hinsbeck und Breyell bietet die Sparkasse den Kunden dort zweckmäßig und freundliche Filialen an. Die Immobilien- und Marketingabteilung werden aus der Hauptstelle zur Geschäftsstelle Breyell verlagert. Am 11. Juni 1992 wird der Nettetaler Bevölkerung ein Geschirrmobil überreicht, das der Stadtdirektor Peter Ottmann, stellvertretend für alle Bürger entgegennahm. Durch den Einsatz des Geschirrmobils z.B. bei Vereins-, Schul- und sonstigen Festen wird der sonst anfallende Müllberg, der durch die Verwendung von "Einweggeschirr" entsteht, vermieden.

Die Geschäftsstellen der Sparkasse Nettetal im Jahre1994:

Lobberich, Doerkesplatz (Hauptstelle) - Leitung: Manfred Albersmann
Lobberich, Niedieckstraße - Leitung: Uwe Cürvers
Breyell, Lambertimarkt - Leitung: Heinz Schrömges
Breyell-Speckerfeld - Leitung: Fritz Gotzes
Hinsbeck, Wankumer Straße - Leitung: Ulrich Steeger
Kaldenkirchen, Kehrstraße - Leitung: Willi Tempels
Kaldenkirchen, Heinestraße - Leitung: Heinz Stremme
Leuth, Locht - Leitung: Josef Genent
Schaag, Boisheimer Straße - Leitung: Christoph Reulen